Besuch bei Bischof Alick Banda – das große Durcheinander

„Everything is durcheinander!“, sagt Bischof Banda, als wir uns über die Entwicklung Solwezis unterhalten. Banda, der unlängst in Frankfurt seinen Doktortitel erworben hat und nach Jahren am Main problemlos Deutsch spricht, ist ein eminent politischer Geistlicher, eine positiv beeindruckende, für sich einnehmende Persönlichkeit.
Er sieht das Wachstum der Boom-Region skeptisch, hält sich nicht mit politischer Kritik zurück – was ungewöhnlich ist in Sambia.
„Confused“ nennen viele Solwezier den jüngsten Zustand ihres Städtchens. Dabei wäre es nicht einfach mit weiteren Bauten getan – die Unordnung oder Strukturstörung ist auch eine sozio-ökonomische, kulturelle.
Feiern wir stadtpolitisch in Europa eine Rückkehr der funktionalen Mischung, so bedeutet sie diesenortes noch schlicht Mangel an Koordination. Nicht nur , dass Art, Größe oder Ausrichtung von Gebäuden archaisch durcheinander gehen. Schwerer wiegt, dass gegensätzlichste Nutzungen oftmals auf ein und demselben Grundstück stattfinden: Kleintierhaltung, Industrie, Wohnungen, Tankstelle, Bäckerei, Büro etc. Der Zustand des Konfusen ist umfassend.
In ihn kommen nicht zuletzt manch Zugezogene nach Kurzem. Wenn die lokale Kultur nicht dem Ansturm sowie Umbruch gewachsen ist, geraten komplette Lebenskonzepte durcheinander.
Prägnant war das in der Situation, als wir den Abteilungsleiter der Solwezier Stadtplanung besuchten. Während wir mit ihm im Büro des Stadtdirektors sitzen (an der Wand eine museale Landkarte aus Kolonialzeiten), dringt von draußen das Stimmengewirr Dutzender Leute herein, welche die Polizeiwache belagern. Sie warten, den „Fischmenschen“ zu Gesicht zu bekommen, von dem die ganze Stadt spricht. Der Mann soll von seiner Ehefrau verhext worden sein, weil er sich unmoralisch benommen habe. Doch die Polizei bestreitet tagelang, eine solche Kreatur in Verwahrung genommen zu haben.

(Verführerisch muss dann eine Kampagne wirken, die totale Ordnung verspricht wie „Keep Sambia Clean and Healthy“.)

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