Debatte in Berlin: „Der neue Kupfer-Boom von Solwezi – Segen und Fluch von Sambias Ressourcenreichtum“

Die Initiative Südliches Afrika (INISA) und Weltwirtschaft Ökologie & Entwicklung (WEED) laden ein zur Diskussion mit:
Andreas Kahler
DED-Berater im Rahmen des GTZ-Programms „Good Governance“ für das regionale NGO-Netzwerk Civil Society for Poverty Reduction (CSPR), Solwezi

H.E. Godwin Kingsley Chinkuli, Botschafter der Republik Sambia, Berlin

Dr. Martin Knipperitz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der RWTH Aachen

Tim Bittiger, Berater und Berlinkoordinator des Extractive Industries Transparency Index, EITI, Berlin

„Sambia ist ein Kupferland. Das rote Metall bestimmt seit jeher Geschichte und Entwicklung des Landes, dessen wichtigster Ballungsraum nicht zufällig Kupfergürtel (Copperbelt) heißt. Glanz und Elend hängen aufs Engste mit dem Kupferbergbau zusammen – der sich jetzt zu einem weiteren, kaum geahnten Höhenflug aufschwingt.
Synonym für den neuen Boom wurde Solwezi, ein Provinzstädchen im Nordwesten: „Where it is all happening“. Investoren halten Einzug, Jobsucher strömen in den entlegenen Landesteil, um ihr Glück zu machen. Trieb bislang vor allem die Kupfer- und Goldmine „Kansanshi“ das Geschehen voran, so übernimmt nun ein neues Bergwerk die Führung: Mit „Lumwana“ nimmt in Solwezi demnächst die größte Kupfermine Afrikas ihren Betrieb auf – „A New Mine! A New Standard!“
Durch mehrere Entwicklungsbanken gef̦rdert Рetwa die deutsche KfW -, nimmt das Lumwana-Projekt den Spitzenplatz unter allen Investitionen in Sambia ein. Es erhebt zugleich den h̦chsten Anspruch in Sachen Nachhaltigkeit.
Doch Solwezi zeigt bereits die Problematiken des Booms auf. Informelle Siedlungen wachsen, aber die Entwicklung der Stadt- oder Infrastruktur kommt nicht voran. Schon haben communities in Minennähe Probleme, an Wasser zu kommen. Neben der steigenden ländlichen Armut droht sich eine urbane Armut breit zu machen. Während die ausländischen Unternehmen große Gewinne machen, erfahren Provinz und Land nur wenige Einnahmen. Hinzu kommt das Risiko einer Fixation auf das Hoch im Bergbau: Davon zeugte der Niedergang des vormals glänzenden Copperbelts, als die Kupferpreise in den Keller gegangen waren.
Bergbau kann zur Armutsbekämpfung beitragen, benötigt dafür jedoch entsprechende politische Vorgaben. Ab April will Sambia von einer neuen Steuer auf die Kupferminen (Windfalls Tax) profitieren. Schafft es die Regierung dieses Mal, sich – anders als bei den vorherigen „Development Agreements“ – gegen die Betreiber zu behaupten? Und wie wollen Regierung und Zivilgesellschaft sicherstellen, dass die Mehreinnahmen da ankommen, wo sie gebraucht werden?
Damit das Corporate Social Responsibility-Engagement der globalen Kupferunternehmen einen Nutzen brächte, müssten sich diese wohl verstärkt in die Verantwortung nehmen lassen. Wie jedoch sähe ein Übereinkommen aus, das die regionalen Stakeholder befähigte, die Debatte voran zu bringen und entsprechende Beteiligung bei der Privatwirtschaft einzufordern?
Welche Erkenntnisse über die Geschäftspraxis, aber auch sozioökonomischen Auswirkungen und ökologische Nebenfolgen des Kupferbergbaus lassen sich angesichts der Herausforderung durch den Boom in Sambia nutzen, wenn dort „Nachhaltigkeit“ zur Sprache gebracht werden soll?“

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