Schlechte Nachtgeschichten

Unser Nachtwächter fehlt, weil seine Mutter verstorben ist. Er muss in Mwinilunga die Beerdigung sowie Familienangelegenheiten regeln. So trifft es sich besonders ungünstig, wenn nachts vermeintliche oder echte Zwischenfälle passieren, wie heute früh um vier.
Durchs offene Fenster sind Schüsse zu hören; jemand wehrt sich gegen einen Angreifer: „No, I do not have any money at home!“; Schreie, dann wieder Schüsse. Ich renne zur anderen Seite des Hauses und sehe vom Wohnzimmer aus Adam, einen Nachbar, und mehrere andere Leute in seinem Garten umher laufen. Ich rufe Adam an, ob er Probleme habe, und er sagt, ich solle vorbei kommen. Ich fahre also schnellstmöglich zu seinem Gartentor, rufe ihn wieder an; woraufhin er jemanden das Tor öffnen lässt, um sodann strahlend, betrunken, mit seiner Platzpatronenpistole an mein Auto heran tritt, ob ich nicht mitspielen wolle…
Eine halbe Stunde später, zurück zu Hause, erhalte ich einen Anruf von Nina, einer DED-Entwicklungsstipendiatin aus Lusaka, die sich für ihre NGO-Untersuchung in Solwezi aufhält; werde gebeten, sie und eine Freundin von unterwegs abzuholen, da sie blöd angemacht wurden. Es stellt sich heraus, dass sie wirklich in Handgreiflichkeiten verwickelt worden waren, nachdem sie den Tanzclub „Aksar“ verlassen hatten. Eine dritte, sambische Freundin habe ernsthaft Schläge abbekommen.
Bevor ich wieder einschlafe, grüble ich, ob die Kluft zwischen Verlierern und Gewinnern umso spürbarer wird, während der Präsidentenbesuch alles andere in den Schatten stellt. Aber vielleicht ist das ja auch nur Zufall?

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