16.-29.6. – Field trips nach Kasempa etc.

27. – 29.06.07
Field trip zum Kasempa-Distrikt, um die Minen-Auswirkungen auch dort zu erkunden.

Im Vorbeigehen höre ich in Kasempa, wie zwei Einheimische meinen: „He does not understand what we do.“ Stimmt, stimmt, denk ich.

Jifumpe heißt das Busch-Dorf, zwei Autostunden von der Distriktstadt entfernt gelegen, das wir aufsuchen. Der village headman war schon informiert, sodass bald genügend Dorfbewohner zum Gespräch versammelt sind. Schlichte Kernfrage: Was haben Sie für Erfahrungen mit der unmittelbar angrenzenden Kupfermine „Hetro“ gemacht?
Die Antworten schockieren. Viele Männer arbeiteten für die Mine, wurden aber samt ihrer Familien wie Leibeigene im Mittelalter behandelt – oder sogar schlimmer. Sie hatten grundsätlich keine Verträge, bekamen Hungerlohn, sofern sie statt billiger Lebensmittel überhaupt welchen erhielten; wer länger als zwei Tage krank war, wurde gefeuert, und auch sonst gab es keinerlei Hilfe bei Arbeitsunfällen, Arbeitsschutz war ohnehin unbekannt an diesem Ort. Noch schrecklicher: Über Jahre kümmerte sich niemand um die seit längerem bei Distrikt und Gewerkschaft bekannte Lage der Arbeiter und ihrer Angehörigen. (Man bestätigte, dass die unmenschliche Situation sowohl im Distrikt als auch bei der Mineworkers Union of Zambia im Copperbelt bekannt war.) Keine staatliche Aufsicht, keine Gewerkschaft, keine Polizei kam in dieses sehr abgelegene, oder besser: von der Außenwelt abgeschnittene Gebiet, um zu helfen. Zum Glück ist der Minenchef seit Kurzem hinter Gittern, aber über Jahre konnte er als legaler Betreiber sein Unwesen treiben.

Das Bedenkliche: Auch künftig kann Ähnliches passieren, denn die Kapazitäten oder Kompetenzen haben sich auf lokaler Ebene seither nicht verbessert, während immer mehr Minen gleichsam von Goldsuchern und Glücksrittern von überall eröffnet werden – viele zudem informell, illegal.

Jifumpe öffnet mir die Augen, wie sich „Armut“ konkret niederschlägt. Krankheit, Junge mit Klumpfuß, Erbrechen, Schmerzschrei von nebenan; das behinderte Mädchen traut sich nicht in die Nähe des Dorfzentrums; Zerfall der Hütte; Resignation. Kein Weg scheint hier nach „draußen“ zu führen, es gibt keinen Zugang zu Information, Medizin, Bildung, Jobs. Keine Sicherheit, sondern Vulnerability.

26.06.07
„Kansanshi“ lädt zum Stakeholder-Workshop ins „Royal Solwezi“. Für eine so mächtiges internationales Unternehmen bemerkenswert unprofessionell, verteidigt sein zambischer Umweltmanager, der in einer Person den Sprecher und Moderator gibt, die Mine gegen Vorwürfe aller Art. Danach bittet er um Ideen fürs community development programme.
In Anbetracht solch einer Veranstaltung fragt man sich hinterher, ob es Kansanshi überhaupt ernst meint mit ihrer CSR – Corporate Social Responsibilty.

22.6.07
Abschied für die scheidende CSPR-Chefin Bessy in Gestalt einer schönen Gartenparty, ausgerichtet durchs GoGo-Team der GTZ; außerdem Begrüßung ihrer Nachfolgerin (kommt von der Catholic Commission for Justice, Development and Peace, CCJDP) und der Neulinge im Good-Governance-Team selbst (Kaputo, Betty, Daniela und ich).

21.06.07
Potato head
, sagst du zum Friseur, damit er deinen Schädel kahl schert; ist hier ziemlich in und kommt meist gut an. Praktisch außerdem.

19. & 20.6.07
Seminar in „Economic Literacy“. Weiß zwar nicht, was das groß mit Wirtschaft zu tun haben soll, doch lernen wir interessante Dinge über öffentliche Haushaltsführung, staatliche Empowerment Fonds und Dezentralisierung; letzteres durch die junge smarte, aber sichtlich überforderte Stadtplanerin Naomi (Director of Planning). Außer den Mitgliedern hören die meisten zum ersten Mal von CSPR.

17.6.07
Airport Solwezi.
Muss man gesehen haben, wenn einen die Reise nach Nordwesten führt. Ein Miniatur-Tower samt plüschigem Bar-Warte-Trakt. Übers offene Rollfeld ziehen hin und wieder Trauben von Menschen umliegender shanty compounds (informeller Lehmhüttensiedlungen).
Diente bis vor kurzem lediglich zum Starten und Landen der Präsidenten und ihres Trosses bei Stippvisiten in die Provinz; gelangt nun jedoch zu neuer Bedeutung durch die miners – von denen einige täglich zwischen Ndola und hiesiger Arbeitsstätte pendeln.

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