„North-Western Districts Tour“

26. – 31.08.07
Ziemlich aufregend durch alle sechs Provinz-Distrikte außerhalb Solwezis getourt, gemeinsam mit PC Kyapa und John vom PPMT. Erst wer diese Distanzen durch alle Teile des Nordwestens zurück gelegt hat, kennt die Ausmaße der Provinz – und Potentiale sowie Probleme. Tatsächlich macht sich ein Gefälle in Versorgung, Bildung und vielem Anderen bemerkbar zwischen Provinzkapitale Solwezi und den übrigen Distrikten.

Überwältigend im positiven Sinne sind für uns Tourende die Naturreichtümer der Region: Fruchtbare, grüne Wälder und Wiesen soweit das Auge reicht; Wasseradern, gewaltige Flüsse samt ihren Quellen – am wichtigsten freilich die Zambezi-Quelle (das kaum beachtete National-Monument). Doch ebenfalls touristisch „ausbeutbar“ wäre die malerische Berggegend zwischen Mwinilunga und Kabompo. Oder die angeblich längste, schwingende Fußgänger-Hängebrücke Afrikas kurz vor Zambezi.

Nie endet die zurückhaltende Freundlichkeit der Einheimischen, auch wo wenig Anlass zu lachen gegeben scheint. Die Geduld scheint unermesslich, selbst wo seit Jahrzehnten keine versprochenen Verbesserungen angekommen sind. In Zambezi erfahren wir von anhaltend lähmenden Kriegsfolgen, nahe der Angolagrenze. Aus Angst vor Minen scheuen sich die Menschen noch immer, ihre Felder wieder zu bewirtschaften. „Vulnerability“ gerade von Frauen und Kindern ist extrem, ausgenutzt u.a. von nahe stationierten Soldaten. Verstörend, die weit verbreitete Prostitution Jugendlicher – die praktisch toleriert wird (obwohl, natürlich, wie Prostitution allgemein gesetzlich verboten).

Zwar sind bald sämtliche Überlandstraßen, also die Hauptverbindungen, teils überholt, teils erstmals ordentlich geteert. Doch Transport bleibt eine Crux für die Mehrheit der Nordwest-Bevölkerung; gleichviel, ob ökonomisch oder sozial. Was nützt der üppigste Reichtum an Früchten, wenn keiner sie zum Markt bringen kann? Was hilft´s , wenn Medizin etwa zur Malariabehandlung vorhanden ist, aber keiner das Health Center zu erreichen vermag.
Geografische Benachteiligungen sind im Nordwesten mit Händen zu greifen.

In den entlegenen Distrikt-Hauptstädten (zu schweigen von den Dörfern außerhalb) kommen selbst Zeitungen zweitägig verspätet an, Fernsehen od. Radio ist nur sehr eingeschränkt empfangbar; und nur wenige Leute können sich zu reisen leisten. In ganz Chavuma gibt es überhaupt keine Telefonverbindung. 2008 wollen wir im Nachgang Mittel und Wege für bessere Kommunikation zwischen NGOs in der Provinz zu entwickeln versuchen, schließlich versteht sich CSPR als Netzwerk aller Organisationen.

Wir touren vor allem mit dem Ziel, die Wirklichkeit zambischer „Dezentralisierung“ zu erkunden: Wie viel beteiligen sich tatsächlich NGOs auf lokaler Politikebene? Unsere Gespräche mit Akteuren aus Stadträten, Distriktadministrationen und Zivilgesellschaft ergeben kein sonderlich überzeugendes Bild über den Stand der Dinge. Oftmals wissen die Verwaltungschefs erst gar nicht, wer in ihren DDCCs sitzt, also in den Kommissionen, die beim Planen und Umsetzen kommunaler Projekte mitwirken sollen; andernorts sitzen da irgendwelche selbst ernannten „headman of stakeholders“ oder traditional healer. Oftmals ist ausschließlich die Privatwirtschaft neben staatlichen Abteilungen vertreten.

Unseren Tourbericht überschrieben wir hinterher „Chavuma is a District on Paper“. Denn eklatant, wohin wir auch kamen, erscheint stets der Gegensatz zwischen mehr oder minder perfekten Plänen und der Realität „on the ground“. Chavuma, der jüngste Distrikt, ist nur ein so augenfälliges Beispiel: Seine Infrastruktur lässt sich kaum für real halten, wenn wir den District Commissionar (praktisch des Präsidenten Stellvertreter) als Anhalter am Straßenrand stehen sehen und mitnehmen, weil seine Distriktverwaltung kein Benzin mehr hat. Aber wie toll liest sich doch der „District Development Plan“.

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