„Dead Aid“: Wie Dambisa Moyo Sambia aufmischt

Sorgte Buchautorin Moyo („Way aid is not working and how there is another way for Africa“) zuletzt rund um die Welt für Wirbel in der Entwicklungsbranche, so erregte sie insbesondere die Gemüter der Sambier. Ohnehin eines der bedeutsamsten Bücher des Jahres, dürfte Moyos „Dead Aid“ die wichtigste Veröffentlichung für Sambia sein; ihre alte Heimat, die ihr immer wieder als Beispiel und Referenz dient. Ein Kurzbesuch der Sambierin ins „Muster-Entwicklungsland“ löst hier gewaltige Resonanz aus. Eine Lesung, initiiert durch die EAZ (Economics Association of Zambia), erweist sich als echtes Ereignis. Ein Videomitschnitt ist im Buchhandel nun als eigenständige DVD erhältlich. Offenbar trifft Moyos Streitschrift eine wunde Stelle im so heftig von Entwicklungshilfe gezeichneten Sambia. Wochenlang drucken alle Zeitungen kontroverse Kommentare oder Glossen ab.
Was ist ihr Punkt?
Staatliche finanzielle Entwicklungshilfe richte nichts als Schaden an, weil sie den betroffenen Ländern selbst noch die restlichen Kompetenzen raube, statt ihnen zu helfen. Geld, das der Westen gibt, ersetze das eigentlich notwendige, vor allem wirtschaftliche, doch auch politische Handeln, anstatt es zu unterstützen. Nichts jedoch können letztlich Wirtschaftswachstum ersetzen, solle wirklich Entwicklung stattfinden in den Armutsländern Afrikas.
Wohlgemerkt handelt es sich bei Moyos Hassobjekt („Dead Aid“) um die staatlichen finanziellen Zuwendungen der Geberländer. Nicht-staatliche Zusammenarbeit (etwa von Wirtschaft, Zivilgesellschaft) bleibt ausgenommen.
Wenn wir bedenken, wie reich Sambia an Naturschätzen ist (Rohstoffe, fruchtbarster Ackerboden, jede Menge Wasser) und wie arm die Bevölkerung, trotz Jahrzehnten westlicher „Hilfe,“ lässt sich Moyo kaum direkt widersprechen. Aber natürlich verallgemeinert sie einen zu kritisierenden Teilbereich von „EZ,“ sodass sie der Debatte vor allem einen energischen Schub vors Bug verpasst.
In Lusaka kommt die Kritik an der Geber-Abhängigkeit so gut an, dass selbst dort, wo es gar nicht um Entwicklungshilfe geht, Moyo praktische den Subtext öffentlicher Diskurse bildet. Als etwa die EAZ neulich zum „African Peer Review Mechanism“ (APRM) eine Podiumsdiskussion beisteuerte, überschlugen sie Vortragende und Moderator fast dabei, stets und immer wieder die – angebliche – Geber-Unabhängigkeit ihres Unterfangens hervorzuheben. Sollte sich da also in gewissen Kreisen so etwas wie ein neuer Stolz abzeichnen, es auch „ohne“ zu können – ja, das wäre doch toll.

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