„Das Auge des Leoparden“ – Mankells fabelhaftes Zeitgeschichten-Stück

In welch erbärmlichen Zustand Z während der 80er Jahre geraten war, davon zeugt Henning Mankells Roman. Anhand des Antihelden Hans Olofson wird nacherlebbar, wie arm und kaputt sich damals das Leben sowie Zusammenleben von Weißen (mzungus) und Einheimischen gestaltete.
Ungeachtet sämtlicher, eher äußerlicher (Klischee-) Gegensätze zwischen Sambiern und Weißen, die sie auch erzählt, handelt die Erzählung von einem „Sich-Ausschließenden-Gemeinsamen“: gegenseitige Verletzbarkeit und Armut auf beiden Seiten. Das macht ihren Kern aus; der „Verrat“ erscheint allgegenwärtig („das Mutterland hat uns verraten“, klagen die aus Zimbabwe Zugewanderten, die nun um ihr Leben bangen; „in Rhodesien haben sie es erkannt und deshalb ist dort nicht alles derart schief gelaufen wie hier“.)
Olofson, der „mutterlose“ Schwede, erfährt während seiner 19 Sambia-Jahre ein hartes Erwachsenwerden; Schmerz, Hass, Leid bringen ihn fast um, und doch geht er nicht zugrunde.
Eine Menge Komik, gespickt von absurder Weisheit, retten Mankells Stück davor, bloße Untergangsszenen zu evozieren. So liest sich einiges plötzlich völlig Gegenwarts-beschreibend, obwohl ein Vierteljahrhundert her: Noch immer schwenkt Kenneth Kaunda, der Gründungspräsident, bei jedem öffentlichen Auftritt sein weißes Taschentuch, unverändert vom Gerücht weißer Magie umgeben; Solwezi, Mufulira, Kansanshi (S. 152) sind nach wie vor Bestimmungsorte, „wohin die Eier geliefert werden“; nur dass der Lieferant aus Chingola nicht unbedingt den Namen Hans Olofson trägt. Aber unverändert heißen indische Händler in Solwezi Patel.

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