Der erste Regen, Kitwe und eine Abschlussfeier beim ZIBSIP College

23.09.07
Vergangene Nacht und jetzt erneut – REGEN! Wie ungewohnt, wie schön. Sogleich kühlt es deutlich ab, und Bäume und Büsche bekommen ihr Grün zurück, das vor lauter rotem Staub schon fast verschwand. Die Nachbarskinder flüchten ins Haus, aus Sonnen- werden Regenschirme. Dass da ein Blitzeinschlag kurzzeitig den Strom unterbricht, stört wenig. Rasch zieht das Gewitter weiter.

Nach einem halben Jahr weg von Deutschland, eingelebt in Nordwest-Zambia, ja, wo ich mich ziemlich zu Hause fühle, kehren in der Erinnerung Dinge wieder, die vor der Ausreise geschehen waren. Farewell, WG-Auflösung in der Schinkestrasse, aber auch die offizielle Vorbereitung in der VEZ, Bad Honnef: das Trainingscamp, bei dem uns die ganze Metaplan-Zettelwirtschaft bald auf dem Geist ging, und Vorstellungssimulationen wie unzählige Rollenspiele ziemlich aus den Ohren kamen; ein fortwährendes Kommen-und-Gehen, abgeschirmt vom „echten Leben“, das uns einzig dazu geschaffen schien, als Transitlager die Teilnehmer schnellstmöglich Deutschland zu entwöhnen, um sie auf Bestimmungsorte irgendwo fern der Heimat einzuschwören, gleich brain wash. „Zuhause“ war nur noch das Hotelzimmer mit den allmorgendlichen CNN-Nachrichten und ewiggleichen Slogans im Werbefernsehen: „You cannot turn back time. But you can prevent it from being lost – sharing timeless values – Samsonite“.

„Europäer haben Uhren, Afrikaner haben Zeit.“

Wie ist es bloß möglich, dass das hier dieselbe Zeitzone wie Berlin sein soll?

21./22.09.07
Kitwe, „Herz des Copperbelts“.
Obschon diese Hauptstadt des einstigen Kupferbooms (80er) wie der gesamte Copperbelt eher vom Niedergang gezeichnet ist, als dass sie noch Hort sambischer Modernisierung wäre, atmet sie doch eine gewisse Urbanität, hat ihre urbanen Orte erhalten. Das „National Pension House“ ist so ein hot spot – mit Maschinenkaffee und Elektrosmog geschwängerter Zweckluft im Internetcafe; steriler Sitzgruppe im unwirtlichen Foyer und herumstressender Geschäftsleute – herrlich!

(Andererseits: Im Hotel kann der Glanz ehemaliger Kolonialfassaden nicht über den ansonsten maroden Zustand hinwegtäuschen. Lasse einen Klempner rufen, damit das Klo – wie überall ein meist defektes Keramik-WC britisch-indischer Bauart – zu lärmen aufhört; nachts fällt Strom und Wasser aus.)

Graduation Ceremony am ZIBSIP (Zambia Institute of Business Studies and Industrial Practice). Einmal jährlich feiert das College seine jeweils rund Tausend – 98-prozentig weiblichen – Abgängerinnen, und hierfür sind auch Gäste willkommen: zum Beispiel um Fotos zu machen von den – ach hinreißend aufgestylten jungen Damen.

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