Likumbi Lya Mize – Königin aus Angola besucht Zeremonienfeier von Sambesi

Nach der Kuomboka in Mongu, ist die Likumbi Lya Mize (übersetzt ungefähr: „der Tag von Mize“) Sambias zweitgrößte traditional ceremony; sie findet alljährlich, zwei Tagesreisen und über Tausend Kilometer von der Hauptstadt entfernt statt, am nordwestlichen Flussabschnitt des Sambesis, beim gleichnamigen Städtchen Sambesi. Es liegt auf der Hand, dass aufgrund der langen Anfahrt nur wenige Ausländer und Gäste den Weg zu dieser Feststätte und Feier finden.
Wir haben mit unserer Reise nach Sambesi umso mehr Glück, als wir einer historischen Prämiere beiwohnen: Erstmals nimmt Chieftainess Nyakatolo aus Angola an den Feierlichkeiten teil, die Königinmutter aller Luvale in Angola und Sambia. Was allen Feiernden eine besondere Aufregung und Freude bereitet. Schon am Ankunftsabend, Freitag, jubeln Luvale aus Angola und Sambesi zur Ankunft von Nyakatolo und begleiten sie dann entweder per Auto und Hupkonzert oder laut singend zu Fuß zu ihrem königlichen Quartier, bevor die Feier am Folgetag dem Höhepunkt entgegen geht. Am offiziellen Haupttag finden sich immer auch Regierungsvertreter sowie geladene traditionelle Führer, chiefs befreundeter Volksgruppen in Mize ein, am Palast von Luvale-König Ndungu und dem Festorte der Likumbi Lya Mize.
Eigentlich, so lernen wir während unseres Kurzbesuchs, beginnt die mindestens einwöchige Zeremonie stets bereits am Montag; und zwar mit dem ersten Erscheinen der Makishi-Tänzer an der Ruhestätte der Luvale-Vorfahren. An ihrem Friedhof, auf der Stadtseite des Flusses gelegen, beschwören sie die Ahnen, bevor sie am Dienstag oder Mittwoch den Sambesi nach Westen überqueren, gen Mize. Unterwegs, auf dieser Überquerung und Zeitreise, ist jeder der Zeremonientage einem besonderen Auftritt vorbehalten. Jeder der rund zwanzig rot-schwarz-weißen Makishi trägt eine andere Maske und ein je eigenes Kostüm, und jedes Jahr wieder verändert. Unter den verschiedenen, teils gruseligen, teils urkomischen, immer jedoch fantastischen Masken fällt heute ein fast menschenhaftes Mondgesicht auf; diese Maske sei neu, erklären uns zwei Luvale. Ja, allein schon die einzelnen Masken sowie das Ensemble der Tänzer ergreift und fasziniert. Mancher Anblick erinnert an Traumbilde und Alpratzen, Schreckensmomente gehen dann ins Aberwitzige über. Und wer während dieser Tage übers Festgelände läuft, dem kommt auch schon einmal ein Paar – einfacherer – Makishi hinterher gelaufen, um einen Streich zu spielen und (erfolgreich) etwas Angst zu machen: nicht nur Fremde, selbst Einheimische nehmen zuweilen dann reiß aus.
Für die Luvale ist ihre traditional ceremony ein so persönliches Anliegen wie ein Familienfest oder eigener Geburtstag, zu dem sie Verwandten und Freunde eingeladen haben. Ein jeder Besucher, jede Besucherin wird aufs Freundlichste empfangen, und ein jeder Gast bleibt für „den Tag von Mize“ Angehöriger der Festivitäten; kann sich vereint fühlen mit den Luvale in Tanz und Musik, bei der Königinnenbegrüßung (verbeugend, auf Knien), der Flucht vor einem närrischen Makishi, bei Feiern, Speis und Trank.
Ungeachtet Sponsorenlogos und Werbebanner – noch trotzten die Luvale der Kommerzialisierung, und die Zeremonie besteht als Mysterienspiel fort, faszinierend und befremdend für uns zugleich.
Vermutlich lässt sich ein Großteil der Likumbi Lya Mize als Initiationsritual verstehen. Hierzu passen die von Trommelrythmen begleiteten, Aufsehen erregenden Tanzauftritte von Luvale-Mädchen, festlich geschmückt und kostümiert, mwali genannt, deren weibliche Reife so zelebriert wird.
Am Rande kam es auch dieses Jahr zu Gewaltausschreitungen zwischen den Luvale und Lunda, weil die Grenzverläufe zwischen den beiden Königtümern nicht klar geregelt sind. So kritisiert senior chief Ndungu die Regierung, weil sie sich einfach aus dem langjährigen Stammeskonflikt heraushalte, anstatt zur Schlichtung beizutragen. Brennpunkt ist der Friedhof der Luvale auf der township-Seite des Flusses, von wo aus die Makishi ihren Auftritt beginnen: Ist das Stadtgebiet staatlich, also „neutral“, oder gehört es zu einem der Königtümer, ist also entweder Eigentum der Lunda oder Luvale?
Seit britischer Gemeindegründung (1907), als die Kolonialverwaltung das damalige Baluvale ausrief, streiten sich in Sambesi bis heute Lunda und Luvale, wem welches Land gehört – insbesondere zu Zeremonienzeiten. Ausgerechnet der Luvale-König unterbreitet nun detaillierte Gesetzgebungsvorschläge zur Beilegung des Grenzstreits; die Politik solle aufhören, so „rückwärtsgewandt“ zu agieren.

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